Der Winzer und der Tod – Imaginastudio YouTube‑Hit mit 3,7 Mio. Aufrufe
Imagina Studio Filme Motion Corporate Digital Studio
Der Winzer und der Tod

Der Winzer und der Tod

01
Victor Jaquier

Der Winzer und der Tod ist ein 2D-Animationskurzfilm („Cartoon“), animiert mit 12 Bildern pro Sekunde. Die Aquarell-Hintergründe, das Compositing und die Postproduktion werden bei Imaginastudio (Lausanne) realisiert, während ein Team frame-by-frame arbeitet, um die Figuren in bewusst handwerklichem Tempo zu beleben.

Die Finanzierung erfolgt durch das Dachsubventions-System OFC, Cinéforom und RTS, ergänzt durch mögliche Sponsoren aus dem Wallis. Der Zeitplan erstreckt sich von Juni 2017 bis Januar 2018, mit finalem Feinschliff bis April 2018. Die Stimmen stammen von namhaften Schauspielern – Kacey Mottet Klein und Jean-Claude Dreyfus – die bereits bei früheren Produktionen mit dem Studio zusammengearbeitet haben.

Synopsis
02

Im Herzen der Alpen des 18. Jahrhunderts, während ein Mädchen über seine sterbende Mutter wacht, erzählt ein Geschichtenerzähler vom Schicksal eines jungen Winzers, der unsterblich verliebt ist: Um die Hand seiner Geliebten zu gewinnen, erschafft er einen so göttlichen Wein, dass der Tod selbst davon kostet. Als er erfährt, dass seine Verlobte bald an der Pest sterben soll, fängt er, getrieben von Liebe und Stolz, den Tod in einem Fass ein. Doch durch das Aushebeln der natürlichen Ordnung entfesselt er einen schrecklichen Fluch: Ohne Tod verfallen die Menschen in Leid und Wahnsinn, bis der Tod, endlich befreit, einen Preis fordert, der noch weit über ein einfaches Herz hinausgeht.

Ein YouTube‑Erfolg
03
über 3 700 000 Aufrufe
"I loved this film. It was a cross between "Sleepy hollow" and "Nightmare before Christmas." The animation was beautifully done."
"I loved this film. It was a cross between "Sleepy hollow" and "Nightmare before Christmas." The animation was beautifully done."
@matthewparker8607 Youtube
Regie-Absicht
04
Victor Jaquier
Von der kleinen Idee zur großen Reise

Als ich diese alte Erzählung entdeckte, hätte ich nie vermutet, dass die Geduld, die ein Spitzenwein braucht, auch für einen Film nötig ist: Sieben Jahre lagen zwischen den ersten Skizzen 2014 und der Veröffentlichung 2021. Damals arbeitete ich bereits an einem längeren Stop-Motion-Projekt (das noch nicht verwirklicht wurde), als ich Arnaud Gantenbein vorschlug, parallel „einen kleinen, schnelleren Film“ zu starten. Damit war der Samen gelegt – unwissentlich pflanzten wir die Rebe, die Der Winzer und der Tod hervorbringen sollte.

Eine mittelalterliche Schweiz erschaffen

Schritt für Schritt gestaltete ich diese imaginäre mittelalterliche Schweizer Welt: Gesichter, Kostüme, Landschaften – alles musste von Grund auf erfunden werden. Abends und am Wochenende zeichnete ich, arbeitete das Storyboard um und suchte Finanzierung. Eine Überzeugung blieb unerschütterlich: Der Film wird „klassisch“ animiert und die Hintergründe entstehen aus reinen Aquarellen. Wären Arnaud und ich uns des Aufwands für einen fast zwanzigminütigen Kurzfilm bewusst gewesen, hätten wir vermutlich gerufen: „Flieht, ihr Narren!“

Zwei Jahre Produktion, Pandemie und Allegorie

Als die Produktion Anfang 2019 endlich startete, arbeitete ich ein Jahr lang mit Animator*innen, Clean-Up-Artists und Motion-Designern, die jedes Bild zum Leben erweckten. Dann kam 2020: allein im Atelier malte ich während der Lockdowns die Aquarelle für die Hintergründe. Die Erzählung schien merkwürdig mit der Pandemie zu harmonieren – die Warnung vor der Pest wirkte aktuell. In meiner Fassung befreit der hundertjährige Winzer den Tod bewusst aus Liebe zu Mathilde – Liebe als Antrieb und zugleich als Verstoß gegen natürliche Ordnung. Durch diese bedrohlichen Bilder, die unsere menschlichen Ängste spiegeln, wollte ich dennoch einen Funken Schönheit und Magie bewahren.

"This is a modern classic horror story. One of the best short films i've ever seen!"
"This is a modern classic horror story. One of the best short films i've ever seen!"
@anthonywheeler2082 Youtube
Ablauf eines Shots
07
du rough au plan final
Zeichnungen: Rough → Clean

Rough: Kleine Vignetten und Keyframes skizzieren die Handlung, das Timing und die Absicht. Die Animator*innen legen Timing, Silhouette, Gesichtsausdruck und Raum fest, ohne auf Linienqualität zu achten.

Clean: Darauf basierend wird jedes Bild mit präziser, homogener Linienführung nachgezeichnet – hier werden Strichstärke, Details und Volumenstabilität für die ganze Sequenz verankert.

Farben → Hintergrund

Farben: Zunächst werden Grundflächen („Flats“) gefüllt, anschließend Schatten, Lichtreflexe und Glanzeffekte ergänzt. Farb-Keys bestimmen die Lichtstimmung und gewährleisten Bild-Equilibrium.

Hintergrund: Hintergründe werden (meist digital) in einer spezifischen Palette gemalt; sie geben Tiefe, Maßstab und Atmosphäre, auf der die Animation basiert.

Compositing → Finaler Shot

Compositing: Letzte Phase, in der Animation, Farben, Schatten und Hintergrund zusammengefügt werden. Licht- und Partikeleffekte, Bewegungsunschärfe, mögliche Kamerafahrten und Farbkorrekturen folgen. Der Compositor balanciert jede Ebene zur finalen Bildausgabe, bereit für den Schnitt.

Charaktere

08
Einfach zeichnen, besser animieren

Während der Entwicklung entwarf Valérie Juillard realistische Designs – warnte jedoch: Je realistischer der Stil, desto aufwendiger und fehleranfälliger jede Bewegung. Zunächst ignorierte ich diesen Rat, doch stellte schnell fest, dass diese üppigen Figuren jede kleine Geste zur Herausforderung machten. Diese Erkenntnis führte zu einer neuen grafischen Suche: reduzierte Silhouetten, die sich frei bewegen lassen und trotzdem klar lesbar sind.

Der Winzer als lebendige Allegorie

Ein entscheidender Entwurf entstand: ein Gesicht mit überdimensionaler Nase – sofort erkennbar, irritierend und nachdenklich machend. Ich wollte, dass das Publikum fragt: „Warum diese Nase?“ – die Antwort zeigt sich erst im Finale, wenn man erkennt, dass der Winzer für die Pestverbreitung verantwortlich ist. Sein Profil erinnert an die Pestdoktor-Maske, trägt damit bereits die Vorahnung des kommenden Unheils. Nur durch die Silhouette wird er zur wandelnden Allegorie, die das Drama ankündigt.

Nebenfiguren & Inspirationen

Zur Würze der Geschichte fügte ich den Vater hinzu: Nicht im Original, wurde er zum ersten Antagonisten – ein verspielter, exzentrischer Hausherr, als bewusster Verweis auf das Château des Ombres. Sein grotesker Humor verstärkt die nachfolgende Tragik. Die knorrigen Reben inspirierten meine optische Suche: Ich wollte diese Äste in der figürlichen Frisur des Winzers wiederfinden – verworfen bei Mathilde, damit ihre Haare anmutig im Wind bleiben. Anstelle einer finsteren Verwandlung durch Alkohol oder Bitterkeit, entschied ich mich für einen sanfteren Verlauf: Ihre Liebe befreit den Tod. Meine Inspirationsquellen reichen von Paul Grimaults Poesie über Hayao Miyazakis Welt bis zum reinen Vergnügen, überraschende TV-Anspielungen einzubauen.

Crédits
09
Agentur
Victor Jaquier
Nächstes Projekt
Nächstes Projekt
The Life Underground