Videolokalisierung: So kommt die Botschaft an
Einleitung
In der Schweiz ist das Drehen eines Videos oft am einfachsten. Die wahre Herausforderung besteht darin, es verständlich zu machen. Und nicht nur durch Übersetzung.
Denn obwohl unser Land offiziell mehrsprachig ist, ist es vor allem tief kulturell vielfältig. Zwischen der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin variieren Empfindungen, Referenzen und Kommunikationsweisen genauso stark wie die Sprachen. Schlechte Synchronisationen aus dem Deutschen – die alle Romands schon erlebt haben – sind ein eklatanter Beweis dafür.
Bei Imaginastudio gehen wir jedes Projekt mit einer einfachen Frage an: Wie schaffen wir es, dass sich das Publikum wirklich angesprochen fühlt, unabhängig von seiner Sprache oder Kultur? Hier eine Übersicht möglicher Lösungen – und ihrer Grenzen.
1. Video-Lokalisierung von Texten
Die begrenzte Option
Wenn das Video keine Sprache enthält (Animationsfilme, Gestenaufnahmen, visuelle Daten), reicht manchmal die Lokalisierung der eingeblendeten Texte. Wir verfügen über eine eigene Abteilung dafür – animierte Texte, Typografie, Titel, fest eingebettete Untertitel – mit Übersetzungen, die von Muttersprachlern validiert werden. Video-Lokalisierung kann ein großer Aufwand sein, besonders bei vielen Sprachen. Deshalb haben wir einen Lokalisierungsworkflow und effiziente Video-Tools entwickelt, mit denen wir in kurzer Zeit viele Märkte bedienen können. Für eine internationale Marke lokalisieren wir Multi-Asset-Kampagnen in über 50 Sprachen. Neben den reinen Texten berücksichtigt diese Lokalisierung auch die rechtlichen Besonderheiten jedes Landes: Pflichtangaben oder Zensur bestimmter Szenen.
In diesem Fall arbeiten wir eng mit dem Marketing der Zentrale zusammen, das uns die Kampagnen-Master liefert. Wir lokalisieren die Videoinhalte und liefern die lokalisierten Videos in Rekordzeit an die jeweiligen Märkte.
Für diese Methode ist es jedoch wichtig, Technologie und menschliches Auge zu kombinieren. Dank technischer Tools und neuer KI-Möglichkeiten kann ein Teil des Prozesses automatisiert werden, doch das menschliche Auge bleibt unerlässlich, um die grafische Anpassung der Texte und ihre Platzierung so vorzunehmen, dass sie nicht wichtige Bildbereiche überdecken oder sogar abgeschnitten werden.
Lokalisierung ist je nach Bedarf eine elegante Lösung, aber auf bestimmte Formate beschränkt.

2. Untertitelung
Der schnelle Weg
Untertitelung ist oft die einfachste und kostengünstigste Lösung für Unternehmen. Man behält das Originalvideo und fügt Untertitel in der Zielsprache hinzu. Schnell, effizient, und man vermeidet die Kosten für eine Synchronisation.
Aber… nicht ideal. Ein Schweizerdeutsch‑Video, auch wenn es perfekt untertitelt ist, wird in der Romandie schwer wirken. Und umgekehrt. Die gesprochene Sprache bleibt ein starkes kulturelles Merkmal, das Distanz schaffen kann.
3. Synchronisation
Eine unvollkommene Lösung
Synchronisation beseitigt die Sprachbarriere: Man hört die richtige Sprache mit einer passenden Stimme. Durch präzise Arbeit können Schauspieler, Sprecher oder Voice‑Over Künstler das Audio glaubwürdig neu interpretieren. Bei bestimmten Videos wie Tutorials, Erklärfilmen oder Schulungsformaten kann Synchronisation mit synthetischen Stimmen oder Sprach‑KI sogar eine schnelle, wirtschaftliche Methode sein.
Aber bei Werbung bleibt der Einsatz von Profis unerlässlich. Trotz verlockender Einsparungen kann eine schlechte Synchronisation – oft wegen Budgetbeschränkungen – die emotionale Wirkung der Botschaft zerstören.
Und selbst bei guter Synchronisation verrät der Film oft seinen kulturellen Ursprung. Konzept, Humor, Ton, Mimik oder Rhythmus – all das bleibt tief in einer bestimmten Sprachregion verankert. Die Sprache ändert sich, aber die Wahrnehmung wirkt fremd.
4. Doppelbesetzung
Zwei Sprachen, ein Dreh
Bei manchen Projekten wählen wir eine hybride Lösung: Wir drehen zwei Versionen desselben Spots, mit zwei verschiedenen Besetzungen – eine in Deutsch, die andere in Französisch. So haben wir es bei Visilab gemacht.
Gleiches Skript, gleiche Beleuchtung, gleicher Schnitt. Aber in der einen Version sprechen die Schauspieler Deutsch, in der anderen Französisch. Bernhard Russi, eine ikonische zweisprachige Persönlichkeit, spielt in beiden Versionen mit.
Ein leichter Produktionsmehraufwand, aber ein enormes Plus an Authentizität. Und ein Spot, der niemals „adapted“ wirkt. Er wirkt einfach überall zu Hause.


5. Unterschiedliche Inhalte
Sprachliche … und kulturelle Adaption
Um noch weiterzugehen, denken manche Schweizer Marken ihre Inhalte je nach Sprachregion komplett neu. So macht SUVA es und beauftragt Imaginastudio, jedes Konzept zu prüfen: Überwindet es den Röstigraben?
Beispiel: Eine Kampagne, um Coiffeurs zur Handschuhtragepflicht zu sensibilisieren. Ergebnis: zwei Videos. Zwei verschiedene Coiffeure, die in ihrer Region bekannt sind. Zwei Arten von Humor, zwei Herangehensweisen. Dieselbe Botschaft, zwei Geschichten, die jede Zielgruppe in ihrer Kultur abholen.


Beispiel: Die Serie „Ribi / Juan“. In der Deutschschweiz der Bauarbeiter Ribi. Für die Romandie Juan – ein lockerer, sympathischer Stil, der bei Romands ankommt. Der Kern bleibt gleich, doch die Form ist auf die jeweilige Kultur zugeschnitten.


Fazit
Lokal denken, national sprechen
Die Schweiz ist nicht nur ein mehrsprachiges Land. Sie ist ein Land der Nuancen, der Querverweise und verflochtenen Kulturen. Ein Video anzupassen heißt nicht nur, die Sprache zu ändern – es heißt, die Absicht zu übersetzen und den Ton anzupassen.
Bei Imaginastudio sind wir überzeugt: intelligente Lokalisierung ist ein kreatives Werkzeug, keine Einschränkung. Und eine gute Botschaft ist eine, die von Anfang für jede Zielgruppe gedacht wurde.