
Les Silencieux
Les Silencieux
Les Silencieux war unsere erste Zusammenarbeit mit Basile Vuillemin. Gedreht in der Bretagne, in Loctudy, mitten in der COVID-Krise, lief der Kurzfilm auf Festivals rund um den Globus!


Synopsis:
An Bord der Perman-Elk brechen fünf Männer zu einer zehntägigen Fischfangfahrt auf – verbunden durch eine berufliche Kameradschaft, die man fast beneiden könnte. Im Dröhnen des Schiffes verstehen sich die Seeleute wortlos – alles läuft wie geschmiert. Und obwohl der Fang schlecht ist, geben die Männer nicht auf, sie kämpfen weiter – verbissen.
Bis Jorick, der zukünftige Übernehmer der Perman-Elk, seinem Kapitän die Augen öffnet. Er stellt ihn vor eine bittere Entscheidung: die beinahe unausweichliche Pleite akzeptieren – oder ein riskantes, betrügerisches Manöver wagen, das die Saison retten könnte… und zugleich das Schiff aufs Spiel setzt.





In der außergewöhnlichen Welt des Fischfangs entdecken wir Männer, die ein geheimnisvolles Gewicht mit sich tragen – etwas, das uns übersteigt und zugleich unsere Neugier weckt. Sie müssen diesen Beruf lieben – bedingungslos –, um seine extremen Bedingungen zu ertragen: unhaltbare Arbeitszeiten, zerstückelter Schlaf, kaum ein Leben an Land und ein Leben an Bord ohne jeglichen Komfort.
Es liegt eine gewisse Würde in dieser radikalen Lebensentscheidung. Doch so viele Opfer lassen sich nicht allein mit dem Streben nach Gewinn erklären. Es deutet auf eine besondere Sichtweise hin – auf das Leben und den Platz, den jeder darin einnimmt.
Befragt man sie, geben die Seeleute es selbst zu: Sie haben kein Leben.
Und trotzdem sagen sie alle: Sie würden für nichts auf der Welt tauschen.
Schon früh war es unser Wunsch, beim Schreiben die harte Schale zu durchbrechen, hinter der sich diese Männer verbergen. Das zu finden, was sie im Innersten antreibt. Die Sensibilität dieser schweigsamen Männer zu ergründen, dieser rauen Gesichter, die wie aus unerschütterlicher Kraft gemeißelt scheinen.
Mit der Figur Jorick erzählen wir die Geschichte eines Mannes, der tief mit dem Trawler verbunden ist, auf dem er bereits über die Hälfte seines Lebens verbracht hat. Er ist ein lebenswichtiges Organ des Schiffs – und das Schiff scheint ein Teil von ihm. Es ist Jorick, den der Kapitän als seinen Nachfolger bestimmt hat.
Die Idee von Weitergabe ist in diesem Beruf zentral. Jorick ist nicht Jeans leiblicher Sohn, doch er trägt die ganze symbolische Last dieser „Vererbung“. Für ihn ist die Fischerei Lebensinhalt. Mit leeren Laderäumen zurückzukehren bedeutet für ihn nicht nur wirtschaftliche Unsicherheit, sondern einen existenziellen Bruch.
Wird das Schiff verkauft, verliert er nicht nur seine Lebenswahl, sondern auch ein Familienmitglied. Er muss es verteidigen wie ein Kind – sein eigenes Fleisch und Blut. Doch die schmerzvolle Entscheidung, zu wildern, isoliert ihn und bringt das fragile Gleichgewicht der Crew ins Wanken.
Die übrigen Seeleute, die sich nicht entziehen können, sind unfreiwillig Teil eines illegalen Unternehmens – gefangen an Bord. Ein schwimmendes Gefängnis.
Was uns in dieser Erzählung interessiert, ist die Frage nach der Notwendigkeit, Regeln zu brechen, um zu überleben. Wir stellen zwei Bewegungen gegenüber – zwei Formen von Illegalität, die sich begegnen und einander widerspiegeln: Da sind die Männer, Frauen und Kinder, die gegen unmenschliche Gesetze verstoßen – aus einer westlichen Welt geboren, die von Angst vor dem Anderen getrieben ist. Und da sind die Fischer, die das Gesetz brechen – im Namen einer anderen Art von Überleben: dem ihrer Arbeit.
Einer Arbeit, die ursprünglich dazu gedacht war, die Menschheit zu ernähren. Ihre Übertretung macht sie – wider Willen – zu Menschenfischern. In ihren Netzen: der Tod – mitten im lebensspendenden Meer. Auch die Überfischung unserer Ozeane trägt den Keim des Todes in sich. Wenn wir die Ressource erschöpfen, vernichten wir uns selbst.
Was also bedeutet Überleben? Wird der Wert jedes Lebens geachtet? Wie leben wir mit der Tatsache, dass wir machtlose Zeugen sind?
Wie leben wir mit diesem Wissen?












